Kommentierte Links (CXXI)
Das Internet ist voll von Menschen, die interessante, tiefgründige oder aus anderen Gründen lesenswerte Artikel schreiben. Viele dieser Texte landen bei mir, wo sie als „Food for Thought“ dazu beitragen, dass auch mir die Themen nicht ausgehen. Wie am Ende jedes Monats gibt es auch diesesmal wieder eine kommentierte Übersicht über die erwähnenswertesten.
Dass agile Produkt- und Softwareentwicklung ihren Ursprung im Lean Management hat ist unter Methodikern ein Allgemeinplatz, was das im Konkreten bedeutet bleibt aber häufig unklar. The Burndown leistet hier Aufklärungsarbeit und hebt zwei zentrale Aspekte hervor: zum einen ist das Verbesserungsziel die Steigerung der Wertgenerierung, statt wie im klassischen Management der Produktivität, zum anderen erfolgt die Verbesserung kontinuierlich in kleinen Schritten statt in seltenen, aber dafür grossen Schüben. Gut auf den Punkt gebracht.
Diese Liste von Willem-Jan Agelings sieben "Hacks", mit denen man ohne übermässig komplizierte Frameworks Agilität im grossen Massstab erreichen kann, ist eine interessante Zusammenstellung, und das alleine deshalb weil sie sowohl Praktiken als auch Organisationsprinzipien als auch Haltungen enthält - in den meistens derartigen Zusammenstellungen kommt nur jeweils eine dieser Kategorien vor. Wer sich mit den agilen Skalierungsframeworks auskennt wird hier sowohl Elemente von LeSS und Nexus als auch von SAFe wiedererkennen. In gewisser Weise der Versuch ein "Best of" zu extrahieren.
In der agilen Community dürfte Doc Norton mit seiner Aussage, dass häufige Releases zu besserer Ergebnisqualität führen, offene Türen einrennen, in klassisch geprägten Unternehmen herrscht allerdings immer noch die gegenteilige Meinung vor. Da diese Ablehnung meistens auf der nachvollziehbaren Sorge beruht, Geschwindigkeit nur auf Kosten der Qualitätssicherung erreichen zu können, geht Norton auch darauf ein, mit einer wichtigen Klarstellung - natürlich muss zuerst an dieser gearbeitet werden, und zwar so, dass auch sie in hoher Frequenz nötig ist.
Dieser Artikel ist wirklich interessant, da er sich eines weit verbreiteten Problems annimmt: sowohl Business als auch IT verfügen über Metriken, mit deren Hilfe sie Fortschritte und Ergebnisse überprüfen, es sind aber in den meisten Fällen keine gemeinsamen, sondern nur solche, die jeweils auf nur einer Seite verwendet werden und die der anderen als wenig nachvollziehbar oder wenig wichtig erscheinen. Dadurch dass sie hier zueinander in Beziehung gesetzt und miteinander verbunden werden, wird es einfacher gemeinsame Ziele zu definieren und auf sie hinzuarbeiten.
Eines der grossen Buzzwords des Jahres 2024 ist "Founder Mode" gewesen, ein Management-Ansatz, der durch Brian Chesky, einen der Gründer von AirBnB, erfunden und popularisiert wurde. Er stellt so ziemlich das Gegenteil aller anderen modernen Management-Ansätze dar, da er sowohl ein mittleres Management als auch crossfunktionale, empowerte, autonome Teams ablehnt und stattdessen alles auf eine einzige alleinentscheidende Person (den Founder) ausrichtet. Da es Chesky auf diese Art gelungen ist, sein Unternehmen aus der Krise zu führen, ist dieses Vorgehen zumindest eines mit dem man sich beschäftigen sollte, um darüber mitreden zu können. Charity Majors hat das dankenswerterweise gemacht, indem sie
das Interview, in dem Chesky seinen Founder Mode vorstellt, ausführlich analysiert hat. Das Kurz-Fazit: Chesky hat die Schieflage seines Unternehmens nicht nur behoben, er hat sie vorher auch selber verursacht. Sein Management-Ansatz ist daher mit Vorsicht zu betrachten, selbst wenn er auch sinnvolle Elemente enthält.