Kommentierte Links (CXX)
Das Internet ist voll von Menschen, die interessante, tiefgründige oder aus anderen Gründen lesenswerte Artikel schreiben. Viele dieser Texte landen bei mir, wo sie als „Food for Thought“ dazu beitragen, dass auch mir die Themen nicht ausgehen. Wie am Ende jedes Monats gibt es auch diesesmal wieder eine kommentierte Übersicht über die erwähnenswertesten.
Kurz bevor ich diesen Artikel von Joe Foley gelesen habe, habe ich selber den sehr ähnlichen Ansatz
Rock, Pebbles, Sand bei einem Team meines aktuellen Kunden eingeführt. Was beiden gemeinsam ist, ist, dass sie dem häufigen Problem begegnen, dass vorgegebene Planungszyklen (Quartale, Sprints, etc.) nicht vollständig verplanbar sind. Statt in der verbleibenden Zeit mit der nächstwichtigsten Arbeit zu beginnen (die im Zweifel nicht abschliessbar ist), wird diejenige unter den nächstwichtige Aufgaben gewählt. die im verbleibenden Zyklus abschliessbar ist. Ein elementarer Unterschied.
Es ist eine Debatte die so alt ist wie die
agile Bewegung: bedeutet Selbstorganisation nur, dass sich ein bereits zusammengestelltes Team selber entscheidet, auf welchem Weg es ein vorgegebenes Ziel erreicht, oder sollte es sich auch selbst zusammenstellen und sich selbst einen Auftrag suchen dürfen? Cliff Berg plädiert hier für die erste Variante, und zwar nicht aus ideologischen Gründen, sondern aus Pragmatismus. Bei allen Vorteilen ist das Risiko von Konflikten und Dyfunktionen in vielen Fällen zu hoch für das nötige Investment. Ich kann da nicht widersprechen.
Was Sean Gödeke hier aufbringt ist auf den ersten Blick ein technisches Thema - wann ist eine neu entwickelte Funktion "verschifft" (im IT-Englisch: für die Endkunden-Nutzung verfügbar gemacht)? Seine auf den ersten Blick überraschende Definition: nicht dann, wenn das prozessual abgeschlossen ist, sondern erst dann wenn das Management und andere Stakeholder mit dem Ergebnis zufrieden sind. Ist das nicht der Fall, werden auch einwandfrei funktionierende Auslieferungen wieder und wieder überarbeitet werden müssen. Ein guter Impuls um die
Definition of Done zu überdenken.
Zum Thema der
Mudas (無駄), also der nicht gewinnbringenden (und aus diesem Grund zu vermeidenden) Tätigkeiten aus dem Toyota Production System habe ich schon
eine ganze Artikelserie geschrieben, aber auch ich kann aus Paweł Huryns Übertragung auf das Produktmanagement noch neue Erkenntnisse ziehen. Ich glaube sogar, dass es egal ist wo und in welcher Form man sie einsetzt - sobald man sich ernsthaft mit dem Thema Ressourcenverschwendung beschäftigt, wird man überall Verbesserungspotentiale finden können.
Bei der aktuellen Konzern-Transformation der Bayer AG bin ich mir unsicher: in der Theorie klingt alles richtig und sinnvoll, was man von Beteiligten aus dem Unternehmen hört, klingt dagegen mitunter eher planlos und willkürlich. Andererseits entspräche das auch wieder den typischen Abwehrreaktionen von Menschen, denen ihre Komfortzone genommen wird. In diesem Text von Pim de Moree steht wieder die positive Seite im Vordergrund. Wie es wirklich ist, wird man vermutlich erst in einigen Jahren wissen, bis dahin ist es eine spannend zu beobachtende Live-Fallstudie.