Kommentierte Links (CXVII)
Das Internet ist voll von Menschen, die interessante, tiefgründige oder aus anderen Gründen lesenswerte Artikel schreiben. Viele dieser Texte landen bei mir, wo sie als „Food for Thought“ dazu beitragen, dass auch mir die Themen nicht ausgehen. Wie am Ende jedes Monats gibt es auch diesesmal wieder eine kommentierte Übersicht über die erwähnenswertesten.
Um zu zeigen, wie man zu einer Hochleistungskultur kommt, kann es schon ausreichen, das Gegenteil zu beschreiben - und genau das tut Jeff Gothelf in seinem Artikel zunächst. Förderung von konkurrierenden Einzel-Leistungen, eine Angstkultur durch ständige Kündigungs-Androhungen und ein Nicht-Einschreiten gegen toxisches Management-Verhalten können jede Leistungbereitschaft nachhaltig zerstören. Umgekehrt sind eine Belohnung guter Zusammenarbeit, ein respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern und die Beförderung entsprechend handelnder Menschen in Management-Positionen hochgradig förderlich für Hochleistungen. Eigentlich sollten alle Punkte dieses Artikels Selbstverständlichkeiten sein.
Ich muss gestehen, dass mich die vor allem im Kanban-Umfeld anzutreffende Community, die an der durch historische Daten unterfütterten Prognose von Umsetzungsdauern arbeitet, zutiefst fasziniert. Hier ist alles gegeben, was man sich als überzeugter Agilist wünscht: empirisches Vorgehen, differenzierte Einschätzungen, Visualisierung von Daten, Wiederholbarkeit und Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, etc. Und jemandem wie Nick Brown nimmt man es auch ab, dass er mit voller Überzeugung hinter dem steht was er hier schreibt. Das Einzige was mir noch fehlt, damit aus Faszination Begeisterung wird - ich möchte es einmal funktionieren sehen.
Personas gehören zu den sinnvollsten Werkzeugen, die man bei der Produktentwicklung benutzen kann, vor allem dort wo echte Anwender nur schwer zu erreichen sind. Das Risiko dabei ist aber, dass diese Beschreibungen idealisierter Nutzer zu sehr auf Bauchgefühl beruhen und damit kognitiven Verzerrungen unterliegen. Charles Lambdig zeigt auf wie es besser geht, indem er einen mehrstufigen Prozess modelliert, in dem nach und nach aus Marktforschungsdaten validere Personas entstehen. Das ist natürlich aufwändiger als blosses "Empathiesieren", bringt aber auch deutlich bessere Ergebnisse.
Im Grunde sagt die Überschrift dieses Blogposts von Matt Philipp alles Wichtige bereits aus: die Grösse eines Teams (egal welche das ist) ist erstmal weder gut noch schlecht, selbst wenn das in der agilen Community mit ihrer Fixierung auuf Teamgrössen von fünf bis zehn Personen mehrheitlich anders gesehen wird. Sein pragmatischer Ansatz besteht (verkürzt gesagt) aus drei einfachen Fragen, die man sich stellen kann: welche Vorteile bringt mir eine bestimmte Teamgrösse, welche Nachteile bringt sie mir, und in welcher Relation stehen diese beiden Zahlen zueinander. Ein wunderbarer Weg um diese Diskussion zu versachlichen und neutral bewertbar zu machen.
Als letztes noch ein weiterer Kontrapunkt zu einer verbreiteten starken Meinung - der, dass erfolgreiche (agile) Teams über einen möglichst langen Zeitraum stabil (d.h. in ihrer Zusammensetzung unverändert) bleiben sollten. Am Beispiel eines echten Unternehmens zeigt Melissa Suzuno auf, dass sogar das Gegenteil richtig sein kann, wenn es einen Zweck gibt, der sich so am besten erreichen lässt. Auch hier wieder - eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich.