Entgleiste Meeting-Moderation
Das hier ist eines der Videos, bei denen der alte Spruch stimmt: das Lachen bleibt einem im Hals stecken. Entdeckt habe ich es in den Kommentaren eines Linkedin-Posts, in dem die These aufgestellt wurde, dass Retrospektiven bestenfalls sinnlose Zeitverschwendung sind und schlimmstenfalls eine an Mobbing grenzende Zwangs-Infantilisierung erwachsener Menschen. Das Bittere daran ist, dass es viele Teams gibt, in denen genau das der Fall ist. Das Video ist verstörend nah an einer häufigen Realität.
Anzutreffen sind derartige Katastrophen-Termine immer dann, wenn der Scrum Master, Agile Coach oder Design Thinking-Facilitator den anderen gegen ihren Willen "spielerische Elemente" aufzwingt, unter denen sie eher leiden als von ihnen in irgendeiner Form zu profitieren. Alleine ich habe über die Jahre eine mittlere zweistellige Anzahl derartig entgleister Meeting-Moderationen erlebt, einige davon noch verheerender als hier zu sehen (!) - und alle aus bestem Willen heraus so durchgeführt (was das Ganze um so tragischer macht).
Das soll natürlich nicht heissen, dass Ice Breaker und Gamification per se schlecht wären, viele Teams lieben sie. Genau darin steckt aber ein entscheidender Punkt: wer solche Elemente als Moderator nutzen möchte, sollte genau darauf achten, ob die Teilnehmer sie wollen oder sich davon zumindest nicht gestört fühlen - sowohl grundsätzlich als auch im jeweiligen Einzelfall. Immer dann, wenn das nicht der Fall ist, kann man nur dringend raten, damit sofort aufzuhören. Wenn nicht, wird man das Gegenteil dessen erreichen, was eigentlich beabsichtigt ist.