Montag, 19. Dezember 2022

The agile Bookshelf: Pirates in the Navy

Bild: Wikimedia Commons / J. A. Hampton - Public Domain

Steve Jobs wird das Zitat zugeschrieben, er habe lieber Pirat werden wollen als in die Marine zu gehen, womit er ausdrücken wollte, dass er seinen sein Unterternehmergeist nicht durch zu viele Regeln eingeschränkt sehen wollte. Der Innovationsberater Tendayi Viki hat sich diese Analogie für den Titel seines Buches Pirates in the Navy ausgeliehen, allerdings mit einer zusätzlichen Drehung: er fragt sich was die Faktoren sind, die es einem Piraten möglich machen würden Teil der Marine zu sein.


Was er damit aussagen will: immer wieder versuchen Grossunternehmen (die Marine), unternehmerische Freigeister (Piraten) bei sich anzustellen - nur um sie dann mit Vorschriften, Budgetzwängen und Regeln so einzuengen, dass sie den Zweck zu dem sie geholt wurden nicht mehr erfüllen können. Das was in solchen Konstellationen entsteht ist für Viki "Innovationstheater". Einheiten die auf den ersten Blick innovativ und unternehmerisch aussehen, in Wahrheit aber wirkungslos sind.


Um zu erklären warum das so ist geht er auf verschiedene Trugschlüsse ein, die den (ja gut gemeinten) Konstellationen zugrundeliegen, die aus Innovations-Einheiten Theatergruppen machen. Ein offensichtlicher ist die überzogene Erwartung an Methoden wie Lean Startup, von denen oft geglaubt wird, dass Ihr Einsatz auch im bürokratischen Umfeld ein Erfolgsgarant wäre, aber auch weitere sind dabei, etwa die, dass grosse Visionen wichtiger sind als wirtschaftliches Handwerkszeug.


Was er stattdessen empfiehlt ist eine regelmässige Rückbesinnung darauf, welchen Zweck Innovation in einem Unternehmen erfüllen sollte: im Rahmen einer übergreifenden Strategie neue Geschäftsfelder erschliessen (oder bestehende stärken) um dadurch zum wirtschaftlichen Erfolg beizutragen. Findet das nicht statt werden Innovationsbemühungen für Viki schnell zu einem keinen Mehrwert stiftenden Selbstzweck, der früher oder später zurecht beendet werden wird.


Um alles in die richtige Richtung zu lenken enthält das Buch nicht nur verschiedene Ratschläge und Werkzeuge sondern auch erhellende Einordnungen. Unter anderem geht es darauf ein, warum das mittlere Management häufig ein (scheinbar) innovationsfeindliches Verhalten an den Tag legt, warum dieses rational und sogar sinnvoll ist und was man tun kann um mit ihm zusammenarbeiten statt ständig Konflikte mit ihm auszutragen.


In einer Literatur- und Forschungslage die sich in grossen Teilen entweder auf kleine Teams konzentriert oder schwergewichtige Skalierungsansätze für grosse Konzerne entwirft schliesst Tendayi Vikis Buch eine wichtige Lücke. Jedem der mit dem Aufbau von beweglichen Innovations-Einheiten in grossen Organisationen beauftragt ist, ist es sehr zu empfehlen. Und selbst die, die nur wenig Zeit haben können sich freuen - Pirates in the Navy umfasst gerade mal schlanke 100 Seiten. Das passt auf jeden Fall noch in die Leseliste des nächsten Urlaubs.

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