Montag, 20. Dezember 2021

North Star Metrics

Grafik: Pixabay / 5718714 - Lizenz

Die Idee sich auf ein einziges Ziel zu konzentrieren und focussiert daran zu arbeiten zieht sich durch zahlreiche Lean und Agile-Frameworks und findet sich u.a. in Sprint- und Produktzielen, im Single Piece-Flow, in OKRs oder in Work in Progress-Limits wieder. Wenn der Gegenstand dieser Focussierung ein schnell umsetzbares Arbeitspaket oder Nahziel ist kann man sich die Umsetzung auch gut vorstellen, aber wie würde das bei Fern- oder Dauerzielen gehen? Ein Ansatz sind die so genannten North Star Metrics.


Die dahinter stehende Idee ist es, eine einzige Messgrösse zu finden, die von so zentraler Bedeutung für die gesamte Organisation ist, dass ihre Optimierung Vorrang vor allem anderen hat. Das funktioniert natürlich nur dort, wo es ein klar umrissenes Geschäftsfeld gibt, das sich auf ein klar definertes Produkt (oder eine klar definierte Dienstleistung) ausrichtet, aber dort kann es ein interessanter Weg sein um focussiertes datengetriebenes Arbeiten zu ermöglichen.


Um Beispiele zu nennen: in Vermittlungsplattformen wie AirBnB oder MyHammer, die an jedem zustandegekommenen Geschäft mitverdienen, ist die Anzahl zustandegekommener Vermittlungen entscheidend. Lieferdienste wie die von Picnic und Rewe haben dagegen ein Interesse an möglichst grossen Warenkörben, um die Logistikkosten gering zu halten. Und für Social Networks wie Instagram und Twitter ist entscheidend wie viele Nutzer täglich durch Likes oder Shares interagieren.


Dort, wo derartige Zahlen den Nordstern bilden, an dem sich alles ausrichtet, kann eine ganze Reihe von Vorteilen genutzt werden. Zunächst helfen sie bei Investitionsentscheidungen: wenn es darum geht, wo ein zur Verfügung stehendes Optimierungs-Budget am besten eingesetzt werden sollte, können z.B. alle Einheiten oder Systeme nachrangig behandelt werden, die diese zentralen Werte nicht beeinflussen können. Und bei denen die es können kann überlegt werden wo die grösste Wirkung möglich ist


Sie helfen offensichtlicherweise auch bei der Erfolgsmessung. Bei jedem der weiter oben genannten Beispiele kann jederzeit überprüft werden ob die Zahlen stabil bleiben, zunehmen oder abnehmen. Und dadurch, dass sie schnell (ggf. sogar in Echtzeit) erhebbar sind ist auch ein schnelles Inspect & Adapt möglich wenn sie sich nicht so entwickeln wie gewünscht oder geplant. Auch eine wirtschaftliche Betrachtung kann stattfinden, indem man prüft wieviel welche Verbesserung gekostet hat.


Zuletzt können North Star Metrics intern wesentlich dazu beitragen, dass die Mitarbeiter die Ausrichtung des eigenen Unternehmens verstehen und ihre eigene Tätigkeit darauf ausrichten. Vor allem dort wo mit autonomen und agilen Teams gearbeitet wird, ist es kaum noch möglich, zentral zu steuern, woran im Tagesgeschäft gearbeitet wird, mit Hilfe des über allem schwebenden Leitsterns können die Teams aber selbst erkennen wie zielführend ihre Arbeit gerade ist.


Wie dieser Ansatz im jeweiligen Einzelfall umgesetzt wird kann (und muss) je nach Fall unterschiedlich sein, da auch die jeweiligen Unternehmen und Produkte unterschiedlich sind. Eine naheliegende Variante ist aber die Kombination mit OKRs. Es gibt auch Versuche ein eigenständiges North Star Framework zu entwickeln, das aber noch in seinen Anfängen steckt und wenig verbreitet ist. Vielleicht entwickelt sich aber hier noch etwas. Man sollte es im Auge behalten.

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