The agile Bookshelf: The Culture Map
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Indirekt ist The Culture Map von Erin Meyer bereits hier auf dieser Seite thematisiert worden, und zwar bei der Besprechung ihres zweiten Buches, No Rules Rules, das sie gemeinsam mit Reed Hastings veröffentlicht hat. Dessen zehntes Kapitel greift die verschiedenen Dimensionen von Kultur auf, die das Hauptthema von The Culture Map sind und dient als Beispiel für ihre Anwendung.
Allen die von diesem Kapitel neugierig geworden sind (und natürlich allen anderen auch) kann das Lesen von Meyers Hauptwerk nur nahegelegt werden. Angereichert mit zahllosen Beispielen aus ihrer Forschung und ihrem persönlichen Erleben werden zentrale Unterschiede zwischen verschiedenen Landeskulturen herausgearbeitet und nachvollziehbar gemacht, so dass viele Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern dadurch in neuem Licht erscheinen.
Natürlich sind unter den aufgeführten Beispielen einige der grossen Klassiker, darunter die unterschiedliche Wertigkeit von Pünktlichkeit in Mitteleuropa und Südasien oder die unterschiedliche Direktheit von Feedback in französisch-sprachigen und englisch-sprachigen Ländern, aber auch solche die man nicht erwartet hätte: etwa dass deutsche und amerikanische Manager sich (aus jeweils unterschiedlichen Gründen) gegenseitig als hierarchisch und unflexibel empfinden.
Diese und weitere Unterschiede werden von Meyer acht verschiedenen Dimensionen zugeordnet, in denen sie die verschiedenen Kulturen jeweils irgendwo auf einer Skala zwischen zwei Glaubens-, bzw. Handlungsmustern einordnet:
- Kommunikation - wenig kontextspezifisch oder hoch kontextspezifisch?
- Feedback - direkt oder indirekt?
- Führungsstil - egalitär oder hierarchisch?
- Entscheidungsprozesse - im Konsens oder direktiv?
- Argumentieren - beispielhaft/spezifisch oder ganzheitlich/systemisch?
- Vertrauen - basierend auf persönlichem Bekanntheitsgrad oder auf Qualität der Zusammenarbeits-Ergebnisse?
- Konfliktaustragung - konfrontativ oder ausweichend/umschreibend?
- Zeitempfinden - linear/präzise oder flexibel?
Diese Einordnung (die wie alle derartigen Modelle im Einzelfall problematisch, in der Gesamtbetrachtung aber hilfreich sein kann) kann nicht nur von ihr übernommen sondern auch für die eigene Gruppe/das eigene Unternehmen individuell erstellt werden um Hinweise darauf zu erhalten wo in der Kommunikation mit anderen Gruppen Probleme auftreten könnten.
Um ganz zum Schluss noch die Kurve zum Hauptthema dieser Seite zu bekommen: Ein interessanter Aspekt taucht eher versteckt in diesem Buch auf, es ist der der "kulturellen Agilität" (culturally agile). Unter ihm versteht Meyer die Fähigkeit sich schnell und ohne grosse Missverständnisse und Reibungsverluste an die kulturellen Besonderheiten der Gesprächs- oder Geschäftspartner anpassen zu können. Sicherlich eine erstrebenswerte Fähigkeit.