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Matt Philip: Leadership-Standup Questions
Zu den grössten Problemen die Scrum mit sich bringt gehören die (seit 2017 nicht mehr verpflichtenden) drei Fragen für Daily- und Standup-Meetings. What did I do yesterday that helped the Development Team meet the Sprint Goal?, What will I do today to help the Development Team meet the Sprint Goal? und Do I see any impediment that prevents me or the Development Team from meeting the Sprint Goal? waren gutgemeint, führen aber häufig dazu, dass Output wichtiger wird als Outcome. Dass sie sich trotzdem so hartnäckig halten liegt nicht zuletzt daran, dass sich viele Teams schwer damit tun bessere Fragen zu finden die man sich regelmässig stellen kann. Matt Philip bringt einige wirklich gute Vorschläge ein, die er für Leadership-Standups für geeignet hält, die sich aber auch jeder andere regelmässig stellen sollte.
Greg Satell: Why We Fail To Plan For The Future
Einer der Hauptgründe für den Einsatz agiler Frameworks ist, dass die Zukunft sich häufig anders entwickelt als geplant und dass man in der Lage sein muss auf diese Änderungen zeitnah zu reagieren. Greg Satell geht noch einen Schritt weiter - selbst dort wo die Zukunft (einigermassen) berechenbar ist sind Menschen reglmässig nicht in der Lage (oder daran interessiert) realistische Planungen aufzustellen. Er sieht sowohl biologische als auch wirtschaftliche und charakterliche Gründe die zu diesem Phänomen führen, der Hauptgrund ist für ihn aber ein anderer: er ist überzeugt, dass es das Fehlen inspirierender langfristig verfolgbarer inspirierender Visionen ist die zu einer Konzentration auf die kurzfristige Planung führt. Ein interessanter Gedankenanstoss.
Jason Yip: My journey from “Agile” to “product teams”
Die Diskussion darüber was denn nun unter den "crossfunktionalen Teams" zu verstehen ist, die in agil arbeitenden Organisationen meistens angestrebt werden, dürften so alt sein wie der Begriff selbst. Basierend auf einem älteren Text von John Cutler, in dem dieser die Abdeckung der Wertschöpfungskette als entscheidendes Kriterium definiert, erklärt Jason Yip sein eigenes Verständnis. Lesenswert ist das wegen Yips beruflicher Vergangenheit: er war schon in den 90ern Teil der XP-Bewegung und hat später bei den agilen Vorzeigefirmen Thought Works und Spotify gearbeitet. Die Zuordnung dieser Stationen zu den unterschiedlichen Graden an Crossfunktionalität bringt einen Praxisbezug ein der bei diesem Thema sonst häufig fehlt.
Marty Cagan: Spotify vs. Fitbit
Apropos agile Vorzeigefirma Spotify. Dass man die Squad- und Matrix-Struktur von Spotify nicht einfach kopieren sollte ist hier schon mehrfach Thema gewesen. Aus ihrem Zusammenhang gerissen ergeben die dort geschaffenen Strukturen wenig Sinn. Die Ironie der Geschichte: viele Versuche das zu thematisieren verfallen selbst in dieses Antipattern indem sie sich an scheinbar negativen Einzelaspekten abarbeiten ohne deren Kontext zu beachten. Marty Cagan zeigt das an einem Beispiel auf das in den letzten Wochen viral gegangen ist, der Abrechnung des ehemaligen Spotify-Angestellten Jeremiah Lee mit seinem Ex-Arbeitgeber. Gleichzeitig zeigt Cagan auf wie es besser geht: er negiert Lee nicht, er bettet dessen Argumentation in einen Zusammenhang ein der verständlich macht warum sie nicht schlüssig ist.
Sjoerd Nijland: The Theory of the Dead Horse in Scrum
"Wenn Du merkst, dass das Pferd auf dem Du reitest tot ist - steig ab." Aus diesem scheinbar schlichten indianischen Sprichwort einen langen, pointierten und nuancierten Artikel zu machen ist ein Kunststück. Sjoerd Nijland ist es gelungen. Klare Lese-Empfehlung.