Why agile: Gesetzliche Regulierung
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Der Grund dafür ist genau der gerade genannte: man muss sich an die Vorschriften halten. Das bedeutet aber auch, dass man die eigenen Produkte und Prozesse anpassen muss wenn die Vorschriften sich ändern - und zwar rechtzeitig zum Inkrafttreten. Wie schnell das nötig sein kann zeigt ein Bericht der Berliner Zeitung. Ihm zufolge dauert es im Durchschnitt 231 Tage bis ein Gesetz gültig wird. Klassische Change-Projekte dauern meistens deutlich länger, oft ein oder mehrere Jahre.
Selbst diese 231 Tage sind aber noch immer trügerisch lang. Zum einen ist es ein Durchschnittswert (es gibt also Abweichungen nach unten), zum anderen können während der Entstehung noch bis zur letzten Lesung signifikante Änderungen des bisherigen Standes eingebracht werden (eine Erklärung des deutschen Gesetzgebungsprozesses gibt es hier). Ein ähnlicher Fall von kurzfristigen Änderungen kann bei der Umsetzung von EU-Richtlinien entstehen, die durch ein so genanntes "Corrigendum" ergänzt werden können (wie im Fall der DSGVO geschehen).
Zuletzt bleibt immer noch das Risiko, dass die Auslegung einer bereits in Kraft getretenen Vorschrift sich durch ein Gerichtsurteil ändert, wie etwa im Fall des Urteils des Europäischen Gerichts zur Arbeitszeiterfassung. Ein gutes Beispiel für die weitreichenden Folgen, da zu seiner Umsetzung schlimmstenfalls komplette IT-Systeme neu zu konfigurieren oder sogar neu zu entwickeln und zu integrieren sind. Auch eine solche Situation erfordert schnelle Reaktionen um Rechtsunsicherheit und versehentliche Gesetzesverstösse zu vermeiden.
Der langen Rede kurzer Sinn: gerade in stark gesetzlich regulierten Bereichen ist agile Produktentwicklung nicht nur möglich sondern dringend nötig.