Rebound-Effekt
Grafik: Public Domain Pictures / Witali Smoligin - CC0 1.0 |
Die dahinter stehende Ursache ist der so genannte Rebound-Effekt. Ursprünglich aus der Energiewirtschaft kommend lässt er sich folgendermassen beschreiben: ein Verbraucher konsumiert eine bestimmte Ressource. Eine Effizienzsteigerung des Ressourcenverbrauchs sorgt dann dafür, dass der Verbraucher weniger konsumieren muss als bisher. Da sein Budget aber unverändert bleibt benutzt er die frei gewordenen Mittel um zusätzliche Ressourcen zu konsumieren, wodurch der Gesamtverbrauch gleich bleibt.
Dieses Phänomen lässt sich auf Fertigungsprozesse übertragen. In der alten, ineffizienten Prozesswelt hatten der Produktion vorgelagerte Einheiten (Vertrieb, Innovation, etc.) einen doppelten Aufwand: sie mussten zum einen neue Anforderungen erstellen und zum anderen den sich anstauenden Berg der fertigen, aber auf die Umsetzung wartenden Anforderungen dokumentieren, aktuell halten und umpriorisieren. Wenn dieser Berg jetzt durch effizientere Produktionsprozesse verschwindet haben die vorgelagerten Einheiten plötzlich mehr Zeit, die sie nutzen können um noch mehr Anforderungen ins System zu geben, durch die sich trotz der schnelleren Abarbeitung ein neuer Stau bildet, der neue Bürokratie generiert.
Da eine solche Entwicklung sämtliche effizienz- und effektivitätssteigernden Massnahmen wirkungslos machen kann ist ein Gegensteuern dringend nötig. Die zunächst einfach klingende Massnahme: die Menge der neuen Anforderungen darf nur so stark steigen, dass kein neuer Rückstau entsteht. Der Fachbegriff dafür ist das Work in Progress Limit. Das umzusetzen kann aber zu einer Herausforderung werden, da die freigewordenen Kapazitäten ja auch nicht ungenutzt bleiben sollen. Die Konsequenzen (Versetzungen, Umschulungen, Personalabbau in den vorgelagerten Einheiten oder Personalaufbau in den nachgelagerten Einheiten) sind schwerwiegend, zur Vermeidung des Rebound-Effekts aber nötig.