Deine Muda: Overproduction
Bild: Flickr / Jordi Bernabeu Farrús - CC BY 2.0 |
In Bezug auf die Gemeinsamkeiten von Hardware- und Softwareproduktion gibt es zunächst eine große Überschneidung mit der gerade erwähnten Lagerhaltung. Zuviel produzierte Güter können nicht schnell genug verkauft werden und müssen gelagert werden. Da die Produktion bereits bezahlt ist, die Verkaufserlöse aber noch nicht eingegangen sind, binden die Produkte in diesem Zustand Geld, sind also totes Kapital.
Gleichzeitig bindet die Überproduktion Menschen und Maschinen die an anderer Stelle fehlen, wodurch sich dort die Arbeitsfortschritte verzögern. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zu zusätzlichen (und eigentlich unnötigen) Neueinstellungen und Neuanschaffungen, durch die es zu einer dauerhaften Zunahme von Lohn- und Instandhaltungskosten kommt, ohne dass diese durch Gewinne refinanziert werden.
Zusätzlich zu diesen Faktoren kommt es zu Verschleisserscheinungen, und zwar sowohl bei Maschinen als auch bei Menschen. Während die ersten sich durch Gebrauch abnutzen tritt bei den Mitarbeiter nicht nur physischer sondern auch psychischer Verschleiss auf. Die Erkenntnis am Markt vorbeizuproduzieren kann deprimmierend sein und sich negativ auf Arbeitsmoral, Engagement und Sorgfalt auswirken.
Softwarespezifisch kommt ein weiterer Faktor dazu, nämlich die unnötige Aufblähung der Code Base und des Funktionsumfangs. Diese sorgen zunächst für gesteigerte Kosten bei Wartung und Instandhaltung, langfristig aber auch für erhebliche Mehraufwände in der Weiterentwicklung, da mit dem Umfang auch die Menge der nötigen Integrations- und Regressionstests, des Bugfixings und des Refactorings steigt.
Zur Behebung dieser Misstände reicht es daher in der Software (anders als im Fall der Hardware) nicht aus einfach die Produktion zu drosseln. Darüber hinaus ist auch ein Rückbau der bereits implementierten Feature-Überproduktion nötig um die negativen Effekte abzustellen. Man zahlt also doppelt, einmal für die Überproduktion selbst, einmal für den Rückbau. Ein Grund mehr, damit gar nicht erst anzufangen.