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Henrik Bork: Toyota feuert die Roboter
Diese Geschichte ist intensiv durch meine Timeline gegangen und wurde dort als Paradigmenwechsel wahrgenommen - ein Konzern verabschiedet sich von den Maschinen und vertraut wieder auf Menschen, da diese intelligenter, flexibler und präziser sind. Ich bin nicht sicher ob das richtig ist. Zum einen beruht das Toyota Production System schon immer grundlegend auf Autonomation, also darauf, dass Mensch und Maschine zusammenarbeiten. Zum anderen finden sich auch in der Vergangenheit zahlreiche Quellen die hervorheben, dass in dieser Firma menschliche Arbeiter Robotern vorgezogen werden, z.B. von 2017, 2014 oder 2011. Das bedeutet, dass Henrik Bork die Fertigungsstrategie von Toyota zwar richtig beschreibt, die Deutung als Paradigmenwechsel aber falsch ist - eher ist es seit langem gelebte Kontinuität.
Roger L. Martin: The High Price of Efficiency
Ein langer, langer Artikel, der auf eine zentrale Wahrheit eingeht: Effizienz ist nur dann etwas Gutes wenn sie in verträglichem Ausmass und sinnvollem Kontext stattfindet. Dort wo sie zum Fetisch überhöht wird treten früher oder später negative Folgen und Begleiterscheinungen auf. Monopole und Oligopole mit hoher Missbrauchsanfälligkeit entstehen, die so stark auf die bestehenden Bedingungen optimiert sind, dass selbst überschaubare Veränderungen zu existenziellen Krisen führen können. Roger Martin schlägt (unter anderem) eine interessante Lösung vor: einen wettbewerbsrechtlichen Rahmen der bewusst Friktionen einführt um Unternehmen dazu zu zwingen kleiner, beweglicher und anpassungsfähiger zu werden. Mit anderen Worten - agil.
Larry Larvik: 5 Reasons Why “Company Culture” is Overrated
Bei dem Artikel bin ich zwiegespalten. Er adressiert zwar reale Probleme, die häufig auftreten und meistens als Teil einer erstrebenswerten Firmenkultur klein- oder schöngeredet werden. Diese Dinge sind allerdings weniger ein Teil tatsächlicher Firmenkulturen sondern eher von deren Perversion. Das was oft unter diesem Label vermarktet wird ist in erster Linie das Ergebnis der Bemühungen von gutmeinenden aber fehlgeleiteten HR- und Change Management-Abteilungen, die den restlichen Mitarbeitern ungefragt neue Verhaltensweisen überstülpen wollen. Denen die Deutungshoheit darüber zu überlassen was die Firmenkultur ist (und Gegenentwürfe dazu aufzubauen) geht am zentralen Punkt vorbei: die Firmenkultur ist das, was von der Mehrheit der Mitarbeiter täglich gelebt wird. Sie kann gar nicht "von oben" bestimmt werden.
Greg Satell: Don’t Teach Your Kid to Code. Teach Them to Communicate.
Mit leicht anderer Schwerpunktsetzung entspricht das hier dem was Sascha Lobon schon 2017 geschrieben hat: die Fixierung auf das programmieren lernen in der Schule geht am Problem vorbei, da auf diese Weise versucht wird die Lösungen von heute auf die Herausforderungen von morgen zu übertragen, was zwangsläufig scheitern muss. Wesentlich wichtiger sind die Fähigkeiten des Erkennens bisher unbekannter Probleme und des Erlernens genereller Lern- und Anpassungsfähigkeit. Wenn irgendwann das Aneignen einer Programmiertechnik nötig sein wird, wird es mit diesen Fähigkeiten leichter fallen (und mit der heutigen Art zu Programmieren wird es ohnehin nicht mehr viel gemeinsam haben).
Yanna Vogiazou: Hacking the Design Sprint method to solve a complex problem
Die Geschichte in Kürze: eine kalifornische Agentur hat die Design Sprints von Google übernommen und für die eigenen Zwecke angepasst. Die grössere Geschichte dahinter: Sprints gibt es nicht nur in Scrum. Jede Gruppe kann sie durchführen, egal ob in enger Folge, gelegentlich oder nur einmal. Auch dann wenn sie sonst nicht agil arbeitet, auch dann wenn ihre Mitglieder bisher noch nicht zusammengearbeitet haben oder später nicht mehr zusammenarbeiten werden. Vielleicht ist das einer der einfachsten Einstiege in die Agilität, einer der Vieles spürbar und erlebbar macht ohne bestehende Strukturen zu verändern. Wenn diese ersten Einzelsprints zu Erfolgen führen und Neugier auf mehr machen kann das ja noch kommen.