Der Empfangstest
Bild: Wikimedia Commons / Deniz Gültekin - CC BY-SA 3.0 |
Der klassische Weg das zu tun ist die Beauftragung eines internen oder externen Partners, der dann in den Fussgängerzonen der Grossstädte Passanten anspricht und in einen Befragungsraum bittet. In Bezug auf Professionalität und Reichweite noch immer der beste Ansatz, allerdings mit dem Nachteil behaftet, dass damit ein relativ hoher Zeitaufwand verbunden ist. Die Marktforscher müssen gebrieft werden, die Ergebnisse konsolidiert werden, etc.
Ein schnellerer und direkterer Weg ist eine "interne Marktforschung" im eigenen Unternehmen. Vor allem in grösseren Firmen mit hunderten oder tausenden von Mitarbeitern können sich so schon erste Feedbacks zu Verständlichkeit, Usability und Nachfrage ergeben, die man in die weitere Planung einfliessen lassen kann. Damit ist aber auch das Risiko verbunden, dass Betriebsblindheit in das Feedback einfliesst, da die eigenen Mitarbeiter keinen unbefangenen Blick mehr haben.
Eine gute Massnahme um dem entgegenzuwirken ist die Auswahl von Gesprächspartnern aus thematisch möglichst weit entfernten Unternehmensteilen. Bestenfalls mit einer so grossen Distanz, dass ihnen nicht nur die Entwicklungsabteilung fremd ist sondern auch die branchenspezifische Fachsprache, die bisherigen Altprodukte und der Markt mit seinen Konkurrenzanbietern.
Sehr gute Erfahrungen haben wir bei einem Kunden mit dem Empfangspersonal der verschiedenen Gebäude gemacht (für diese Interviews setzte sich schnell der Begriff "Empfangstest" durch). Die dort arbeitenden Damen und Herren standen in ihrem täglichen Alltag so weit ausserhalb der Arbeit der Produktentwicklung, dass sie einen unvoreingenommeneren und neutraleren Blick hatten als alle anderen Kollegen des Unternehmens.
Sich auf die Suche nach solchen Mitarbeitern zu machen ist hochgradig sinnvoll wenn um der Geschwindigkeit willen die ersten Nutzerbefragungen intern durchgeführt werden sollen. In den meisten Firmen gibt es auch mehr von ihnen als man denkt, man muss nur die Augen offenhalten - zum Beispiel beim Betreten des Gebäudes.