Lernen, wie man nein sagt
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"Ein Nein akzeptiere ich nicht als Antwort" ist eine beliebte Management-Floskel, die man vom Kleinunternehmen bis zum Grosskonzern immer wieder findet. Die Mitarbeiter solcher Firmen lernen irgendwann, dass das Nein-sagen nur zu Eskalation, Druck und Stress führt und lassen es einfach. Stattdessen wird unkritisch fast alles abgenickt und zugesagt, selbst wenn diese Zusagen völlig unrealistisch sind. Erst kurz vor Schluss gibt es dann die Rückmeldung "Ging doch nicht".
Selbst wenn in diesen Kontexten ein Kulturwandel stattfindet in dem die Ablehnung unrealistischer und nicht zielführender Anforderungen möglich und erwünscht ist, tun viele Mitarbeiter sich schwer die jahrelange berufliche Sozialisation zu überwinden und sagen doch immer wieder Dinge zu, die bei realistischer Betrachtung eigentlich abgelehnt werden müssten. Wenn man es nicht gewohnt ist kann das Nein-sagen etwas sein was man wieder lernen muss.
Eine Methode die ich vor kurzem bei einem der von mir gecoachten Teams kennengelernt habe hat mir aufgrund ihrer Einfachheit gefallen: gegen Ende einer Retrospektive verteilte der Scrum Master fünf "Nein-Karten" an jedes Teammitglied. Die damit verbundene Übung - während des Sprints in fünf relevanten Situationen Nein sagen, die Situation auf der Karte notieren und in der nächsten Retrospektive vorstellen.
Als Effekt kommt es nicht nur dazu, dass mehr nicht zielführende Anfragen abgelehnt werden, die Teammitglieder bekommen auch Übung darin es zu tun. Und dadurch, dass die jeweiligen Situationen in der Retrospektive besprochen werden können, kommt auch eine Kommunikation darüber in Gang, wie man Ablehnungen ausspricht, welche Reaktionen darauf entstehen können und wie man mit denen konstruktiv umgeht. Auch das gehört nämlich zum Nein-sagen dazu.