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Mike Cohn: Defect Management by Policy
Als ehemaliger Testmanager bin ich an dieser Stelle ganz bei Mike Cohn: der einfachste Weg Defects zu priorisieren, bzw. festzulegen wann sie gefixt werden sollen, ist eine Einordnung in Gruppen, bzw. Kategorien. Eine Einzelfall-basierte Entscheidung wäre vielleicht individuell passender, treibt aber den Wert der Cost Per Reasonable Decision in unschöne Höhen. Was mit welcher Defect-Gruppe, bzw. Kategorie passiert ist nach jeweiligem Kontext festzulegen, ich bin da bekanntermassen ein Fan von Zero Bugs und Instant Implementation. Nicht, dass ich den anderen Fall nicht auch erlebt hätte, aber gerade darum - wer schon einmal in der Quälerei einer mehrmonatigen nachgelagerten Bugfixing-Phase gewesen ist will da nie wieder hin.
Benjamin Fischer: Rugby für das Büro
Eines vorweg: wenn agile Softwareentwicklung "superhip, superinnovativ und superstressig" ist (Zitat des FAZ-Autors Benjamin Fischer) dann ist sie falsch umgesetzt. Schließlich sind die Umsetzungsteams verpflichtet nur soviel in die Sprints, bzw. in Progress zu nehmen wie realistisch machbar ist, und auch dem Management stehen verschiedene Techniken zur Verfügung um Überlastung zu vermeiden. Was Fischer aber richtigerweise auch schreibt: in Umbruchphasen zwischen klassischem Management und agilem Vorgehen kann die Situation für alle Beteiligten aufreibend sein, alleine deshalb weil sich aktueller Status und angestrebter Karrierepfad plötzlich in Luft auflösen. Ein Problem das häufig unterschätzt wird.
Mark Schwartz: Leading Change from the Middle
Wenn es eine Gruppe gibt deren Leben im Rahmen agiler Transitionen schwerer wird, dann ist es das mittlere Management. Oft zu Recht und häufig zu Unrecht wird es als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung gesehen, weshalb nur die wenigsten Transitionsprogramme eine klare Antwort darauf haben, welche Rolle ein mittlerer Manager zukünftig spielen soll und wie er dorthin kommen kann. Vor dem Hintergrund, dass die Vordenker von Scrum in dem mittleren Management eigentlich einen zentralen Faktor gesehen haben ist das sehr zu bedauern. Um so besser, dass es vereinzelt doch Überlegungen in diese Richtung gibt, wie diese hier von Mark Schwartz. Und ganz nebenbei: dass sie auf einem offiziellen Firmenblog von Amazon veröffentlich wird zeigt, dass diese Firma vieles besser macht als die Konkurrenz.
Nicolas Muldon: Customer Personas - How to Write Them and Why You Need Them In Agile Software Development
Einer meiner Lieblingstweets der letzten Zeit lautet: "Lest eure User Stories. Und stellt euch dabei vor, wie der User, den das betrifft, das GENAU SO sagt." Was dahinter steckt ist die Erkenntnis, dass User Stories in den meisten Fällen genau das nicht sind, was sie eigentlich sein sollen - aus der Sicht eines Nutzers/Anwenders geschrieben. Stattdessen sind es die alten Elfenbeinturm-Ideen, nur wunderlich formuliert. Nicolas Muldon hat völlig recht wenn er schreibt, dass Personas hier für bessere Ergbnisse sorgen können. Richtig eingesetzt helfen sie dabei, besser zu verstehen was überhaupt die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen sind, für die man sein Produkt baut.
Ian Borges: Why Semco Doesn’t Want Your Company To Be Like Semco
Noch immer ist es so, dass manche Unternehmen versuchen ihre agile Transition zu beschleunigen indem sie die erfolgreichen Ansätze von anderen Firmen eins zu eins kopieren. Einen gewissen Hype gab es zeitweise um den Spotify Way, was mittlerweile zum Glück zurückgeht. Ab und zu hört man jetzt andere zu kopierende Vorbilder, wie Zalando, ING oder Semco. Was in diesem Artikel stellvertretend für sie alle gesagt wird: das wird auch hier nicht funktionieren. Der aktuelle Stand in diesen Firmen beruht auf jahrelangem, zum Teil jahrzehntelangem kulturellen Wandel und befindet sich auch weiterhin in einem stetigen Zustand der Anpassung und Veränderung. Eine Momentaufnahme davon einzufrieren und als Blaupause zu verwenden ist nicht zielführend.