Open Space-Meetups
Bild: Wikimedia Commons / Plain Schwarz - CC BY-SA 2.0 |
Wer öfter in der agilen Community im Raum Köln/Bonn unterwegs ist wird herausgefunden haben, dass ich hier regelmässig auf verschiedenen lokalen Meetups und Konferenzen anzutreffen bin. Und wer noch genauer hinschaut wird merken, dass die alle eine Gemeinsamkeit haben. Es ist nicht das Thema Agilität (obwohl das zumindest bei den meisten der Fall ist) sondern etwas Anderes: praktische alle Events auf denen man mich trifft sind als Open Space organisiert.
Diese in den 80er Jahren vom Amerikaner Harrison Owen entwickelte Methode ist anders als die meisten anderen, da sie auf zentrale Elemente verzichtet die sonst auf jeder halbwegs organisierten Zusammenkuft anzutreffen sind: es gibt keine vorher feststehende Agenda (mitunter nicht einmal ein festgelegtes Thema), keine Pausen und keine klar erkennbare Trennung zwischen passiven und aktiven Teilnehmern (bzw. Besuchern/Zuhörern und Rednern/Referenten).
Die Inhalte und die Agenda entstehen stattdessen selbstorganisiert. Nach einer kurzen Erklärung des Vorgehens (oft durch eine spontan im Raum ermittelte Person die es kennt) kann jeder vortreten, sein Vortrags- oder Diskussions-Thema vorstellen und es an eine Sammelwand hängen. In einem anschliessenden "Marktplatz" können die Themen Zeit-Fenstern und Räumen zugeordnet und ggf. zusammengelegt werden. Auch das geschieht hierarchiefrei durch eine Gruppendiskussion (wobei Themen nur von ihrem Verfasser bewegt werden sollten). Das Ergebnis sieht dann z.B. so aus:
An diesem Fall (aufgenommen auf dem Scrumtisch Bonn) ist gut zu sehen was im Marktplatz passieren kann: Themen-Zusammenlegungen, Uhrzeit-Änderungen und das spontane Hinzufügen eines weiteren Raumes ("Woanders") um noch ein zusätzliches Thema unterbringen zu können. Auch die einfache und schnelle Organisation mit Flipcharts (oder Wänden), Post-Its und Filzstiften ist typisch, sie ist eine Reminiszenz an die Entstehung des ersten Open Space in einer Kaffeepause einer Tagung.
Während der Vorträge gilt dann das Gesetz der zwei Füsse: jeder Teilnehmer kann und darf jederzeit zwischen den Räumen wechseln egal ob es nur zum Zuhören ist (dann spricht man von einem "Schmetterling") oder um Ideen und Impulse hin- und herzutragen (dann spricht man von einer "Hummel"). Auch das dauerhafte Verbleiben in einem Raum ist aber möglich, und sogar das durchgehende Führen von Spontangesprächen im Flur oder vor der Tür.
Der einzige formale Teil auf den in der Regel geachtet wird ist das Closing am Ende, in dem alle Teilnehmer aus ihren Runden berichten können, wobei es egal ist ob es in diesem Bericht um Ergebnisse, Eindrücke, offen gebliebene Fragen oder neue Erkenntnisse geht. In Firmen-internen (oder aus sonstigen Gründen in langfristige Prozesse eingebundenen) Open Spaces können hier auch Folge-Aktivitäten vereinbart werden, auf Meetups und Konferenzen ist das eher selten.
Warum das Open Space-Format auf die agile Community so anziehend wirkt dürfte offensichtlich sein, in beiden Fällen nimmt die Selbstorganisation von Gruppen einen zentralen Platz ein. Und auch eine problemlose Skalierung ist möglich, neben den Scrumtischen, die hier im Rheinland meistens eine Teilnehmerzahl im niedrigen oder mittleren zweistelligen Bereich haben, ist auch die Agile Cologne-Konferenz mit hunderten Teilnehmern ein Open Space.