Why agile: Gesetzesänderungen
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Vor gerade erst zwei Monaten hat der Bundestag die Ehe für alle beschlossen, so dass bald auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen. Ab dem ersten Oktober können sie zum Standesamt gehen und sich dort trauen lassen, werden danach aber auf ein technisches Problem stossen: in der dort verwendeten Software befinden sich weiterhin Felder für Ehemann und Ehefrau. Für eine Eintragung von zwei Ehefrauen oder zwei Ehemänndern muss diese Software angepasst werden, und das dauert voraussichtlich (festhalten) bis Herbst 2018. Vierzehn bis sechzehn Monate nach der Gesetzesänderung.
Dieses Beispiel erscheint extrem, es ist aber gewöhnlicher als man denken sollte. Gerade bei älterer Software können die Planungs-, Umsetzungs oder Rolloutprozesse so langwierig sein, dass es selbst bei kleineren Änderungen länger als ein Jahr dauern kann bis neue Versionen in Betrieb genommen sind. Gründe dafür sind umständliche Genehmigungsvorschriften, schlechte Dokumentation der bestehenden Anwendungen, schlechte Absicherung durch Tests und vieles mehr.
Da in diesem Fall der Staat selbst von seiner Gesetzgebung betroffen ist werden sich die Konsequenzen im überschaubaren Rahmen halten, es braucht aber nicht viel Phantasie um sich Konstellationen vorzustellen in denen er strikt auf der zügigen Umsetzung bestehen würde. Mögliche Beispiele finden sich vor allem in stark regulierten Branchen wie im Finanzwesen und der Stromerzeugung, und spätestens beim Thema Verbraucher- oder Umweltschutz ist so ziemlich die ganze Wirtschaft betroffen.
Würde in solchen Fällen mehr als ein Jahr vergehen bis gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden, es könnte für die jeweiligen Unternehmen unangenehm werden. Von daher ist die Fähigkeit zur schnellen Anpassung der eigenen Systeme (→ Agilität) etwas das man auch in einem scheinbar stabilen Umfeld haben sollte.