The agile Bookshelf: Turn the Ship around
Bild: Wikimedia Commons / US Navy - Public Domain |
Obwohl es erst wenige Jahre alt ist dürfte Turn the Ship Around von David Marquet bereits zu den grossen Klassikern gehören, die Managern auf der Suche nach ihrer Rolle in einem agilen Unternehmen empfohlen werden. Darüber hinaus ist es aber auch für andere Hierarchieebenen und sogar für "interessierte Laien" geeignet, da es ein grosses Kuststück fertigbringt - sowohl der Ist-Zustand in grossen Organisationen als auch die Gründe warum er sich ändern muss und die Art wie das gelingen kann werden hier einfach verständlich erklärt.
Das beginnt bereits bereits beim Hintergrund von Marquet. Als ehemaliger Kapitän des amerikanischen Atom-U-Boots USS Santa Fe kommt er nicht unbedingt aus einem Umfeld das für Delegation von Verantwortung oder Führung auf Auganhöhe bekannt ist, dafür aber aus einem von dem sich viele Menschen ein zumindest ungefähres Bild machen können, sowohl die US Navy als auch das Leben auf Unterseebooten sind schliesslich aus zahlreichen Filmen und Fernsehserien bekannt.
Durch zahlreiche Anekdoten aus dieser besonderen Welt erhält man als Leser dieses Buches Einblicke darin wie sie im Detail funktioniert und auch darin warum klassische Command & Control-Strukturen hier problematisch sein können. Das beginnt bei Soldaten die auch widersinnige Befehle unhinterfragt ausführen, geht weiter mit Offizieren deren Expertise ungenutzt bleibt weil sie nur noch die Einhaltung von zentral vorgegebenen Vorschriften überwachen und endet mit einer Führungebene der oft zu spät klar wird, dass ihre Ideen sich nicht wie gedacht umsetzen lassen.
Marquet arbeitet an vielen Beispielen die Ursachen für diese Missstände heraus, unter anderem an diesem hier: da im Voraus nicht bekannt sein kann welche Informationen die mittleren Hierarchie-Ebenen haben sind Top-Down verfasst Pläne oft sehr detailliert, um sicherzugehen, dass nichts vergessen wird. Die Mittelebene kann dadurch kaum noch etwas selbst entscheiden, was zur Verkümmerung geistiger Fähigkeiten führt, aber auch zum Verlust des Respekts durch die untere Ebene, die in ihren derartigen direkten Vorgesetzten eher Bürokraten als Anführer sieht. Als Folge schwindet die Disziplin.
Alleine das Aufzeigen derartiger Zusammenhänge ist erhellend, darüber hinaus erfährt man aber auch wie auf der USS Santa Fe an ihrer Verbesserung gearbeitet wurde. Dazu gehören zahlreiche verschiedene Praktiken die auf allen Hierarchie-Ebenen abgeschafft und eingeführt wurden, einen wesentlichen Teil nimmt aber auch ein wie der Kapitän als oberste Führungskraft seinen eigenen Führungsstil ändern musste um seiner Mannschaft besseres Arbeiten zu ermöglichen. Dabei werden auch eigene Fehler genannt und welche Lerneffekte sich aus ihnen ergaben.
Selbst wenn Marquets Umfeld mit einem Atom-U-Boot ein sehr spezielles ist - die Phänomene, Lehren und Massnahmen die er in seinem Buch beschreibt sind allgemeingültig und auf nahezu jeden grösseren Organisationskontext übertragbar. Und auch von seiner anschliessenden Beraterkarriere kann man profitieren, da er zu vielen seiner Prozessverbesserungen auch Anregungen mitgibt wie man sie sie selbst umsetzen kann, wenn auch das eigene Schiff die Fahrtrichtung ändern soll.