Agilität, dort wo man sie nicht vermutet
Bild: Wikimedia Commons/Alter Fritz - CC BY-SA 3.0 |
Obwohl es natürlich Computer und Telefone an jedem Platz gab wurden wichtige Informationen nach wie vor über Laufmappen verteilt, Papierumschläge auf denen der nächste, der übernächste und z.T. weitere Empfänger bereits vermerkt waren. Beim jeweils nächsten Empfänger angekommen landeten sie auf einem Aktenstapel und wurden nach und nach abgearbeitet, was dauern konnte. Ich erinnere mich an einen Vermerk der nach Monaten zurückkam, mit nichts weiterem als der Notiz "Veraltet, bitte aktualisieren".
Inmitten dieser klischeehaften Vorgänge gab es aber auch Lichtblicke. Sachbearbeiter die einfach alle Beteiligten an einem Vorhaben in ihr Büro einluden um die Angelegenheit direkt zu besprechen, Vorgesetzte die bis zum Praktikanten alle Untergebenen gleich behandelten, Kollegen die sich regelmässig darüber austauschten wie man besser zusammenarbeiten könnte. Ich hatte das große Glück vor allem mit solchen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.
Niemand hätte damals von flachen Hierarchien, von Retrospektiven oder Iterationen gesprochen, letztendlich war das was wir gemacht haben aber nichts anderes. Natürlich, vieles hätte man besser machen können, aber verglichen mit anderen Behörden und Großunternehmen die ich seitdem kennenlernen durfte war das was ich dort miterlebt habe schon sehr gut.
Ich versuche mir diese Phase meiner Vergangenheit von Zeit zu Zeit ins Gedächtnis zu rufen, da sie mich an zwei wichtige Dinge erinnert. Erstens: Agilität kann auch dort vorhanden sein wo man sie nicht vermutet, und Zweitens: sie kann auch existieren ohne dass die standardisierten Begriffe der englischsprachigen Frameworks genutzt werden. Wer das berücksichtigt kann agile Transitionen wesentlich schneller vorantreiben als jemand der puristisch auf der reinen Lehre beharren will.