Dunning-Kruger-Effekt (II)
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Ich musste bereits mehrfach miterleben, dass Scrum Master das agile Coaching von Entwicklern oder Managern mit dem Verweis auf Dunning und Kruger nicht weitergeführt haben. „Der lernt es nicht mehr“, „Der hat ein zu dickes Brett vor dem Kopf“, „Der ist Change-resistent“. Solche Aussagen. Die Betroffenen wurden einfach aufgegeben, häufig mit einem Karriereknick als Folge. Nun will ich nicht abstreiten, dass es pathologische Persönlichkeiten gibt, bei denen alle Hoffnung vergebens ist. Die sind aber sehr selten. Im Normalfall sind die bockigen Problemfälle sehr wohl durch Coaching erreichbar. Und: das steht nicht etwa im Gegensatz zu den Erkenntnissen von Dunning und Kruger, sondern wird von denen genau so beschrieben.
Wenn die beiden belegen, dass die Mehrheit der „erkenntnisresistenten“ Personen nicht zur Verbesserung ihres Verhaltens in der Lage ist, dann meinen sie damit nicht ohne externe Unterstützung. Mit Unterstützung sind sie es jedoch sehr wohl. In der letzten ihrer vier Versuchsreihen erhielten die Teilnehmer „Nachhilfe“. Ihnen wurde freundlich und nachvollziehbar erklärt wo sie von Fehlannahmen oder Missverständnissen beeinflusst waren und was stattdessen die richtigen Schlüsse und Verhaltensweisen gewesen wären. Und siehe da – das Kompetenzlevel stieg und die Fähigkeit zur realistischen Selbsteinschätzung stieg auch.
Dass der Dunning-Kruger-Effekt mittlerweile als ein „doof bleibt doof“-Totschlagargument benutzt wird ist nicht im Sinne seiner Urheber. Die Studie sagt klar aus, dass Menschen durch Coaching besser und kompetenter werden können. Und wer das bestreitet sollte vielleicht überprüfen ob er nicht selbst von dem Effekt betroffen ist.