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Gunter Dueck: Duales Management – geht das überhaupt?
Gunter Dueck spricht in seinem Blog ein grundlegendes Problem vieler großer Unternehmen an. So lange Mitarbeiter sich auf den unteren Karrierestufen befinden wird ihnen selbstständiges und kreatives Denken systematisch abgewöhnt. Wichtige Informationen werden ihnen vorenthalten, bei Entscheidungen werden sie nicht konsultiert, einmal getroffene Beschlüsse können von ihnen nicht in Frage gestellt werden. Ab einer bestimmten Stufe aufwärts soll aber dann plötzlich alles ganz anders sein. Auf einmal sollen die zum Manager beförderten Kollegen genau das können was man ihnen jahrelang wegtrainiert hat. Auf einmal sollen sie Dinge hinterfragen, neue Wege gehen und Alternativen aufzeigen. Um es mit Duecks Worten zu sagen: "Natürlich geht das im Einzelfall – aber geht das in der erforderlichen Mehrheit? Ich glaube ja nicht!"
Barbara Kuchler: Ineffizienz kann sehr effizient sein
Dass man ein Unternehmen/eine Behörde "kaputtsparen" kann ist grundsätzlich nichts Neues, wie das im Einzelfall aussieht bleibt dagegen oft unklar. Dankenswerterweise bringt Barbara Kuchler etwas Licht ins Dunkel und zeigt anhand der staatlichen Verwaltung ein häufiges Fehlverhalten auf. Bedingt durch Sparvorgaben wurden Polizei, Sozialbehörden und Kommunalverwaltungen so zusammengekürzt, dass kein "Leerlauf" mehr bestand - durch den Normalbetrieb waren die Mitarbeiter zu 100% beschäftigt. Dieser an sich begrüßenswerte Zustand erwies sich 2015 als verhängnisvoll: die bereits zuvor bis zum Anschlag ausgelasteten Beamten konnten den plötzlichen Mehraufwand durch die 2 Millionen Flüchtlinge nicht bewältigen. Für die verheerenden Folgen steht mittlerweile sinnbildlich das Versagen des Berliner Landesamtes für Soziales und Gesundheit. Die abzuleitende allgemeine Aussage - bei sich ändernden Rahmenbedingungen müssen Organisationen entweder über personelle Reserven verfügen oder laufende Tätigkeiten verschieben können. Sonst kollabieren sie.
Michael Nygard: The new normal - embracing failure with netflix, the chaos monkey, and chaos kong
Für die meisten klassisch aufgestellten Unternehmen dürfte das, was die IT-Abteilung von Netflix hier betreibt, wie der nackte Wahnsinn erscheinen: Ein Programm namens "Chaos Monkey" simuliert in unregelmässigen Abständen die Abschaltung willkürlich ausgewählter Server, ein zweites namens "Chaos Kong" macht das gleiche mit ganzen Rechenzentren. Der Grund für den Einsatz dieser beiden Tools ist Qualitätssicherung - nur wenn der Netflix Streamingdienst trotz dieser Ausfälle weiterhin verfügbar ist sind die Qualitätskriterien erfüllt. Das wirklich Bemerkenswerte daran: diese Tests finden nicht etwa auf einer separaten Entwicklungsumgebung statt sondern im Produktionssystem, also dort wo sich zum selben Zeitpunkt hunderttausende Kunden ihre Filme ansehen. Beeindruckend.
Shane Hastie: Seven sins of scrum and other agile antipatterns
Ein Bericht von der Agile India 2016 in Bangalore: in einem sicherlich launigen Vortrag von Sean Dunn und Chris Edwards ging es um "Die sieben agilen Todsünden und ihre Antipattern":- Processes & Tools Over Individuals & Interaction
- Status Over Flow of Value
- Stories Over Strategy
- Crap Over Craftsmanship
- Iterations Over Releases
- Illusion Over Reality
- Organizational Hacks Over Leadership
Aaron Griffith: Mob programming for the introverted
In einem sehr langen Artikel spricht Aaron Griffith über Mob Programming (the whole team works on the same thing, at the same time, in the same place, on the same computer). Darüber was das ist, wo es herkommt, wie es eingesetzt wird und was es für einen intovertierten Menschen wie ihn bedeutet, als Teil eines "Mob" gemeinsam vor einem Computer zu sitzen und kollektiv zu programmieren. Auch ohne Programmierkenntnisse sehr lesenswert. Was ich faszinierend finde: in seiner Firma wird Software nur noch im Mob Programming erstellt - ein absoluter Kulturbruch.