Scrum-Kochen
Diese Woche haben wir beim Bonner Scrumtisch etwas gemacht was ich schon lange ausprobieren wollte: Scrum-Kochen, also die Zubereitung eines (Abend)Essens nach Scrum-Regeln. Die jeweils 40 Minuten lange Vor- und Zubereitung eines Gangs entspricht einem Sprint, die einzelnen Teile (z.B. Fleisch, Beilage, Tisch decken) entsprechen einer Story, einzelne Tätigkeiten (Schneiden, Stampfen, Servietten falten) entsprechen den Tasks. Und genau wie in der Software-Entwicklung gibt es auch hier ein Kanban-Board und die Rollen und Regeln von Scrum. Für das Aufteilen einer Story in Tasks gibt es beispielsweise ein Planning.Um das Ergebnis vorwegzunehmen: es entstand ein sehr gutes und leckeres Essen. Genauso wichtig waren aber auch die Erkenntnisse, die ich für einen möglichen Einsatz dieser Idee bei einem Kunden mitgenommen habe1:
- Regeln sollten vorab und sehr klar definiert und kommuniziert werden: Dass vor dem Sprintbeginn ein Backlog Refinement liegen sollte (um zu klären was mit den vorhandenen Zutaten überhaupt gekocht werden kann) und dass es während des Sprints kurze Scrum Meetings am Board geben sollte war nicht für alle gleich offensichtlich.
- Es sollte vorher eine kurze Einführung in die Küche stattfinden: Ceranfelder die sich bei Bedienfehlern selbst ausschalten oder dezent getarnte Mülleimer können ein hartnäckiges Impediment sein.
- Die Koch-Erfahrung der Teilnehmer sollte berücksichtigt werden: Wer die "Komplexität" der Zubereitung oder die "Velocity" der Teammitglieder falsch einschätzt wird möglicherweise einen unrealistischen Forecast abgeben.
- Es sollten mehrere Sprints (Gänge) mit vergleichbarem Aufwand eingeplant werden, damit sich über die "Iterationen" Lerneffekte feststellen lassen. Auch dass man für Inspect & Adapt Retrospektiven benötigt sollte in der Zeitplanung berücksichtigt werden.
- Es sollte immer genug Amaretto vorhanden sein.
1Hintergrund des Scrum-Kochens ist, dass damit die Methode spielerisch vermittelt wird und auch von Personen ohne IT-Kenntnisse verstanden werden kann