Kommentierte Links (II)
Ein sehr, sehr, sehr, sehr langer Artikel den Paul Ford da geschrieben hat. Über 30.000 Wörter. Die meisten Leute finden ihn gut, weil er relativ einfach und anschaulich erklärt was Code und Programmieren so sind. Ich mag vor allem die zwischendurch immer wieder eingestreuten (erfundenen) Anekdoten aus dem Leben einer Konzern-Managers, der zum ersten mal mit Scrum konfrontiert wird, es nur halb versteht aber auch nicht ganz verstehen will. Diese Sicht der Dinge ist in Literatur, Coaching, etc. noch viel zu wenig berücksichtigt.
Ein aktuelles und schwerwiegendes Problem: Personalabteilungen scheitern heute regelmässig daran, die richtigen Leute zu sich ins Unternehmen zu holen. Dass das häufig an der fehlenden Qualifikation der Personaler liegt (wer bemerkt die feine Ironie?)
hatte ich auch schonmal aufgeschrieben, Henner Knabenreicht fügt noch ein paar weitere Aspekte hinzu.
Agile is the limit: Das geht so nicht! „Senior Scrum Master“ und Co [Edit: Link ist mittlerweile tot]
Grundsätzlich hat Patrick Koglin mit seinem kleinen Rant recht - so etwas wie einen Senior Scrum Master gibt es in Scrum eigentlich nicht. Die Einführung von Rängen/Hierarchiestufen würde den Grundideen von Scrum widersprechen. Aber: Dort wo Scrum neu eingeführt wird kann es durchaus Sinn machen solche Abstufungen zu haben. Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass man irgendwelche armen Menschen nach einem zweitägigen Zertifizierungskurs auf eine Scrum Master-Stelle gesetzt und alleine gelassen hat. Die Ergebnisse waren durchwachsen bis verheerend. Zumindest dort wo es mehrere Teams gibt sollte mindestens einer der Scrum Master schon Erfahrung haben, die er nach und nach an die anderen weitergeben kann. De facto ist das dann der Senior Scum Master, selbst wenn der Begriff unschön ist.
Ein Klassiker. Mittlerweile gibt es ja eine ganze Reihe von Ansätzen wie man Scrum in Großprojekte umsetzen kann. SAFe, LeSS, SPS und vermutlich noch einige mehr. Die entscheidende Frage dabei ist weniger ob das denn funktionieren kann sondern vielmehr ob das dann noch Scrum ist. Laut Ken Schwaber wird skaliertes Scrum spätestens ab 10 Teams ineffektiv (er führt das am Beispiel von SPS aus). Ich würde zustimmen - allerspätestens ab Projektteams über 100 Leuten wiegen die Nachteile die Vorteile wieder auf. Der Versuch das durch Standards und Quality Gates aufzufangen führt dann zu einer schleichenden Einführung von Wasserfall-Vorgehensweisen.
Noch ein Klassiker: Die Aussage, dass Agile, Scrum & Co nur weitere vorübergehende Moden sind, die sich "bald" als wirkungslos erweisen und wieder abgeschafft werden. Steve Denning glaubt das nicht, und belegt das indem er die agilen Methoden der Gegenwart mit vergangenen und gescheiterten Management-Ansätzen vergleicht, die er die "humanistischen Methoden des 20sten Jahrhunderts" nennt. Diese sind ihm zufolge vor allem daran gescheitert, dass von ihnen letztendlich nur die Terminologie übernommen wurde, während sonst alles beim Alten geblieben ist. Obwohl er diese Risiken auch bei Scrum sieht ist er zuversichtlich, dass es diesesmal anders kommen wird. Mal sehen ob er recht behält.