Dunning-Kruger-Effekt
Grafik: Wikimedia Commons/Nevit Dilmen - CC BY-SA 3.0 |
Ein Nachtrag zum Impostor-Syndrom, also der übertriebenen Geringschätzung der eigenen Leistung: Auch das Gegenteil existiert, die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, welche bemerkenswerterweise oft dann besonders stark ausgeprägt ist, wenn in Wirklichkeit ein eher geringes Qualifikationsniveau vorliegt. Sogar ein (populär)wissenschaftlicher Name dafür existiert, man spricht vom Dunning-Krüger-Effekt, dessen Auswirkungen auf den Betroffenen der namensgebende Sozialpsychologe David Dunning folgendermassen auf den Punkt brachte:
Their incompetence robs them of the ability to realize itMit anderen Worten: Um zu erkennen, dass man inkompetent ist müsste man kompetent sein. Wenn man das aber nicht ist, dann ist einem die eigene Unzulänglichkeit nicht bewusst und man überschätzt sich.
Und an dieser Stelle kommt auch der Praxisbezug, diesesmal in Form von Scrum Mastern und Product Ownern deren bisherige Erfahrung mit Scrum bestenfalls der Zertifizierungslehrgang gewesen ist. Ohne tieferes Verständnis, dafür aber ausgestattet mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein hört man von ihnen häufig die im Brustton der Überzeugung vorgetragene Aussage "in Scrum macht man das so", vor allem dann wenn es um fehlende Planung, fehlende Dokumentation oder fehlende Struktur geht (legendär ist der Dilbert-Comic zu diesem Thema). Riskant ist das vor allem dann, wenn es derartige Mitarbeiter sind, die agile Methoden in einem Team oder Unternehmen einführen sollen. Eine derartig vermurkste Implementation ist in vielen Fällen kaum noch zurückzudrehen, und zwar alleine deshalb nicht weil das Eingeständnis gemurkst zu haben die Reputation und/oder Karriere der Betroffenen nachhaltig beschädigen würde.
Das Tragische an der Sache: oft ist am Ende nicht unbedingt der Ruf der inkompetenten Personen beschädigt, sondern der der agilen Methoden, von denen es dann heißt "Wir haben es versucht, aber es funktioniert nicht!". Die Welt ist ungerecht.
Nachtrag:
Siehe auch Dunning-Kruger-Effekt (II)