Woher kommt der Name 'Scrum'?
Bild: Wikimedia Commons / Edward Frank Gillette - Public Domain |
Um der Antwort näher zu kommen muss man wissen, dass der Begriff Scrum auch einen bestimmten Spielzug im Rugby-Sport bezeichnet, naheliegenderweise einen bei dem die Spieler dicht aneinandergedrängt auf dem Rasen stehen. Wer versuchen will ihn zu verstehen kann die Regeln hier nachlesen, viel einfacher ist es allerdings sich ihn einfach anzusehen. Ich präsentiere: einen Scrum.
Nun ja. So weit, so skurril.Was immer noch unklar ist - wie hat es diese Rauferei um den Ball geschafft namensgebend für ein Management-Framework zu werden? Auch hier hilft eine Geschichte aus einer exotischen Inselnation weiter, diesesmal allerdings nicht aus England sondern aus Japan.
Die Japaner entwickelten in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg das so genannte Lean Management, dessen Ziel die möglichst weitgehende Vermeidung unproduktiver Tätigkeiten ist. Ein nachträglich dazugekommener Aspekt dieser zunächst auf die Industrieproduktion bezogenen Managementlehre sind Maßnahmen die darauf abzielen möglichst schnell auf geänderte Rahmenbedingungen zu reagieren, damit keine Energie mehr in mittlerweile überholte Ziele gesteckt werden muss. Als richtungsweisendes Werk gilt in diesem Zusammenhang ein Artikel mit dem etwas merkwürdigen Namen "The New New Product Development Game", der im Jahr 1986 von zwei Wirtschaftswissenschaftlern namens Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka im Harvard Business Review veröffentlicht wurde (nachzulesen hier). Da die beiden Herren anscheinend Fans des britischen Sports sind nannten sie die hier vorgestellten Vorgehensweisen "Rugby-Approach", was sie folgendermassen begründeten:
In today’s fast-paced, fiercely competitive world of commercial new product development, speed and flexibility are essential. Companies are increasingly realizing that the old, sequential approach to developing new products simply won’t get the job done. Instead, companies in Japan and the United States are using a holistic method - as in rugby, the ball gets passed within the team as it moves as a unit up the field.
In diesem Artikel taucht auch der Begriff Scrum wieder auf, und zwar in dem Absatz in dem die sechs Bedingungen genannt sind, die laut Takeuchi und Nonaka für den Rugby Approach erfüllt sein müssen: Built-in instability, Self-organizing project teams, Overlapping development phases, Multilearning, Subtle control und Organizational transfer of learning. Sie erscheinen als Aufzählung unter der Überschrift "Moving the Scrum Downfield". Als der Rugby-Approach dann ca. 10 Jahre später von Peter DeGrace und Leslie Hulet Stahl in die IT übertragen und von Jeff Sutherland und Ken Schwaber zu dem heute bekannten Framework weiterentwickelt wurde, benannten sie ihn unter direktem Verweis auf diesen Artikel in Scrum um. Mit ihren eigenen Worten (nachzulesen hier):
We call the approach the SCRUM methodology (see Takeuchi and Nonaka, 1986), after the SCRUM in rugby -- a tight formation of forwards who bind together in specific positions when a scrumdown is called.
Abgeleitet aus dieser übergreifenden Bedeutung entstand später dann auch das "Daily Scrum", das dadurch doppeldeutig ist: Zum einen ist es das Regelmeeting des gleich heißenden Produkt-, bzw. Projektmanagement-Frameworks, zum anderen ist es ganz im Sinn der ursprünglichen Wortbedeutung das tägliche "Gedränge" des Teams vor dem Sprint Board.
Und damit ist die Frage beantwortet, woher dieser Begriff kommt und was er bedeutet.