Montag, 9. März 2015

Wir haben es mit Scrum versucht, aber es funktioniert nicht!

Bild: Unsplash / Mindspace Studio - Lizenz
Man hört ja in letzter Zeit immer wieder, dass Scrum so toll wäre. Ist es aber nicht. Wir haben es ausprobiert und es hat von Anfang an nicht geklappt!

Zum Beispiel diese Fixierung auf "shippable Code", also darauf, dass funktionierende Software wichtiger ist als detaillierte Dokumentation - wo kommen wir denn da hin? Zu jedem IT-Projekt gehören ein ausführliches Fachkonzept, eine Grob- und Feinspezifikation, eine Benutzerhilfe, ein Entwicklerhandbuch, ein Testkonzept und eine Testdokumentation. Das haben wir gleich als erstes eingeführt, schließlich ist das bei uns Best Practice seit 50 Jahren. Und wichtiger als die Software ist es auch, die schaut sich unsere Revision nämlich nicht an, die Unterlagen aber sehr genau.

Auch diese fixe Idee, dass die bisher fertiggestellte Software nach jedem Sprint sofort benutzbar sein soll haben wir verworfen. Wenn wir so früh mit dem Bugfixing anfangen bekommen wir die Features nicht umgesetzt, zu denen sich das Management für uns comitted hat. Ausserdem gibt es dafür die Bugfixing- und Integrationstestphase (als hätten diese Leute noch nie ein Wasserfallmodell gesehen). Übrigens: erzählen Sie uns jetzt nicht von "technischen Schulden". Für solche verkopften Theorie-Gedankenspiele haben wir keine Zeit.

Dann die Beschränkung der Teamgröße auf 5 - 10 Mitglieder, weil größere Teams angeblich ineffizient sind - wie soll das bitte funktionieren? Alleine für Konzeption, Dokumentation und Handbücher braucht man mindestens fünf Konzepter. Dann noch mindestens drei Software-Tester, schließlich muss die Anwendung ständig von Hand durchgetestet werden (diesen neumodischen Testautomatisierungs-Kram machen wir nicht). Dazu den PO, den Scrum Master und nicht zuletzt die Entwickler. Wir haben festgestellt, dass es mit weniger als 18 Mitgliedern nicht geht.

Als nächstes die Meetings. Das Daily Scrum soll in 15 Minuten machbar sein? Dann hat doch jedes Teammitglied nur weniger als eine Minute. Und kommen Sie mir nicht damit, dass die Teams eigentlich kleiner sein müssten, das hatten wir gerade schon. Auch die Idee, das Daily als "Stand Up" durchzuführen. Völlig unrealistisch. Wir haben uns bei einer durchschnittlichen Dauer von 50 Minuten eingependelt, natürlich muss man sich da setzen.

Zuletzt noch das Schlimmste: Der Scrum Master. Der hat permanent seine Kompetenzen überschritten. Statt einfach nur seinen Job zu machen indem er Termine einstellt und Meetings moderiert wollte er uns erzählen, wie die Methodik funktioniert und dass wir sie falsch umsetzen. Als ob wir uns da keine Gedanken gemacht hätten. Jede einzelne Verbesserung die wir an Scrum durchgeführt haben ist schließlich durch alle wichtigen Gremien gegangen und von denen für gut befunden worden, vom Betriebsrat bis zur Gleichstellungsbeauftragen.

Zum Glück konnten wir da zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir haben seinen Vertrag nicht verlängert und lassen seine Aufgaben jetzt vom Product Owner wahrnehmen. So sind wir effizienter geworden und sparen sogar Geld.

Aber nichtmal das hat geholfen! Sie sehen, wir haben uns wirklich Mühe gegeben. Wir haben Scrum nicht nur eingeführt, wir haben es auch noch besser gemacht. Sogar einige der Grundlagen haben wir optimiert. Und trotzdem funktioniert es nicht. Scrum ist Mist!


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Inspiriert von We tried baseball and it didn't work.

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