Lead Time und Cycle Time
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Lead Time
Als Lead Time bezeichnet man die Gesamtdauer einer vollständigen Verarbeitungskette. Alle Ver- oder Bearbeitungsschritte die nötig sind um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu erstellen werden addiert, die so entstandene Summe ist dann die Gesamt-Durchlaufzeit oder Lead Time. Gegebenenfalls können auch mehrere zusammengehörende Teilstrecken einer Verarbeitungskette als eigene Lead Times bezeichnet werden, etwa im Fall der Preprocessing Lead Time (Gesamtdauer der Bestellungsaufgabe und -annahmeprozesse) oder der Processing Lead Time (Gesamtdauer aller Verarbeitungsschritte)Ein häufiges Missverständnis bei der Betrachtung einer Lead Time ist es sie zu kurz zu definieren, meistens weil Schritte am Anfang oder am Ende zu vergessen oder fälschlicherweise als nicht zugehörig betrachtet werden. Ein häufig vergessener initialer Schritt ist z.B. das Einloggen in einem Bestellportal, ein oft vergessener finaler Schritt ist die Auslieferung zum Kunden (bzw. in der IT das Produktionsdeployment). Seltener aber auch immer wieder vorkommend ist eine Lead Time die nur die Dauer der Ver- oder Bearbeitung misst aber nicht die Wartezeit dazwischen. Auch das ist nicht im Sinn der Idee.
Cycle Time
Unter Cycle Time versteht man die Zeit die benötigt wird um eine Teilstrecke einer grösseren Verarbeitungskette zu durchlaufen. Sie entspricht dabei normalerweise einem Ver- oder Bearbeitungsschritt, z.B. der Konzeption oder der Qualitätssicherung.Von den oben genannten Teil-Lead Times unterscheidet sie sich dadurch, dass sie nicht mehrere Verarbeitungsschritte umfasst sondern nur einen. Eine Rollout-Phase die Auslieferung, Installation und Schulung enthält würde demnach aus drei Cycle Times bestehen und nicht nur aus einer.Auch bei Cycle Times gibt es Missverständnisse. Neben der gerade genannten Verwechselung mit Teil-Lead Times ist wie im Fall der Gesamt-Durchlaufzeit das "Vergessen" von vor-, nach- oder zwischengelagerten Warte- oder Blockadezeiten zu nennenen. Vor allem in stark arbeitsteiligen Organisationen (die oft keine Lead Times messen) führt dieses Vergessen zu fehlgeleiteten Optimierungsbemühungen, in deren Rahmen nur die Bearbeitungszeit verkürzt werden soll während die normalerweise deutlich längere Nicht-Bearbeitungszeit unbeachtet bleibt.
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Was Lead Time und Cycle Time gemeinsam ist, ist die Gefahr von Verfälschungen durch Multitasking, Repriorisierung oder Ressourcenverschiebung. In diesen Fällen bleibt Arbeit zeitweise (oder dauerhaft) liegen obwohl sie problemlos begonnen und beendet werden könnte, wirkliche Rückschlüsse auf das Leistungsvermögen von Organisationen oder Maschinen lassen sich dann aus Lead Time und Cycle Time nicht mehr ziehen. Um dem entgegenzuwirken können z.B. Work in Progress-Limits hilfreich sein.