Kollektives Gedächtnis
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Bis zu einem gewissen Grad ist dieser Einwand sicher richtig, kein Mensch ist in der Lage sich alles zu merken. Dass in Summe trotzdem viel mehr an Wissen hängenbleibt als man denken sollte liegt an einem Phänomen das man als "kollektives Gedächtnis" bezeichnet, welches erstmals 1939 vom Soziologen Maurice Halbwachs beschrieben wurde. Vereinfacht gesagt bedeutet es, dass sich Gruppen von Menschen mehr Dinge merken können als einzelne Personen. Wie so oft: ein Ganzes ist mehr als die Summe seiner Teile.
Zunächst klingt das banal. Person A lernt Wissensgebiet A, Person B lernt Wissensgebiet B und zusammen wissen beide mehr als jeder für sich genommen. In der Realität ist es aber komplexer als das. Da die verschiedenen Personen sich kontinuierlich miteinander austauschen wird das Wissen nicht nur untereinander und mit Dritten geteilt, es wird auch immer wieder zurück in Erinnerung gerufen, so dass es nicht in Vergessenheit geraten kann. Ohne diese Kommunikation würde das Wissen irgendwann wieder verfallen.
An dieser Stelle überschneidet sich die Idee des kollektiven Gedächtnis mit verschiedenen good Practices im agilen Vorgehen. Die überschaubare Größe von Organisationseinheiten und die verschiedenen Querschnittsgruppen sorgen dafür, dass die gemeinsamen Erinnerungen durch eine permanente Kommunikation immer wieder erneuert werden, während der Soft Power-Aspekt der Methode dafür sorgt, dass das auch gerne und von sich aus stattfindet. Die verschiedenen themenspezifischen Meetingformate bieten den geeigneten Rahmen.
Ein für große Organisationen unerfreulicher Aspekt ist übrigens, dass auch schlechte Erinnerungen im kollektiven Gedächtnis hängenbleiben. Besonders das Fehlverhalten herausgehobener Personen (→ Manager) kann jahrelang im gemeinsamen Bewusstsein erhalten bleiben und selbst in jüngere Generationen hereingetragen werden die es gar nicht selbst erlebt haben. Ein Grund mehr das eigene Tun regelmässig zu überdenken.